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BachgauMuseum

Willkommen im BachgauMuseum

In Zusammenarbeit mit dem Markt Großostheim eröffnete der Geschichtsverein Bachgau 1975 in dem ehemaligen dompropsteilichen Lehensgut „Nöthigsgut“ (erbaut 1421–1629) das BachgauMuseum.

Seit der Neueröffnung in 2008 nach umfassender Renovierung und Erweiterung zeigt das BachgauMuseum als Regionalmuseum auf 1.100 m² Ausstellungsfläche in 17 Abteilungen mit wechselnden Sonderausstellungen Wissenswertes über das Leben der Bevölkerung im Bachgau ab der Frühgeschichte bis in die heutige Zeit.

Aktuell öffnet das BachgauMuseum jeden Sonntag von 14 – 17 Uhr seine Pforten, für Schulklassen und Gruppen auch nach Vereinbarung (Tel. 06026-99 84 99 oder über das Kontaktformular). 

Der Eintritt in das BachgauMuseum kostet für Erwachsene 3,00 € und für Kinder zwischen 14 und 17 Jahren 1,50 €. Kinder unter 14 Jahren und Inhaber der Ehrenamts-Karte haben freien Eintritt.

Aufbau des BachgauMuseums

Das BachgauMuseum ist in 17 Abteilungen unterteilt, die sich im Haupthaus, dem „Hohen Haus“ und in den Nebengebäuden des ehemaligen domprobstlichen Verwaltungszentrums des Bachgaues, dem Nöthigsgut, befinden.

Im folgenden finden Sie einen Überblick über die einzelnen Abteilungen und ihren Untergliederungen.

Übersicht Abteilungen BachgauMuseum

Eingangsbereich & Krämerladen

Eingang & Krämerladen

Noch in den 1920er und 1930er Jahren war es selbstverständlich, Mehl, Reis, Zucker, Grieß oder Hülsenfrüchte, auch durchschnittlichen Kaffee und Tee, unverpackt zu kaufen. In Schubladen aufbewahrt, wurden diese Lebensmittel vom Kolonialwarenhändler, wie früher der Lebensmittelkaufmann genannt wurde, in spitz zulaufende Papiertüten verpackt. Sauerkraut, Gurken und Salzheringe waren in großen Holzfässern untergebracht. Die vom Kunden gewünschte Menge verpackte man in Zeitungspapier. Wollte man Essig und Öl kaufen, brachte man von daheim eine leere Flasche mit. Senf wurde in eine mitgebrachte Tasse abgefüllt. Nur wenige erlesene und dementsprechend teure Produkte fanden in einer gläsernen Vitrine auf der Kaufladentheke Platz. Diese Schokoladen, Pralinen oder Kekse hatten allesamt eine bunte, einladende Verpackung, um Kunden anzulocken.

Vor- & Frühgeschichte

Die Geschichte der Besiedelung des Bachgaus geht zurück bis in die Steinzeit. Vor mehr als 8000 Jahren siedeln sich die ersten Bauern auf den fruchtbaren Lössböden der Region an. Hier entstehen bald die ersten Bauernhäuser und -höfe, die sich im Laufe der Zeit zu Dörfern zusammengruppieren.

Die bei Ausgrabungen im Sommer 2006 in Wenigumstadt gefundenen Scherben, Keramiken und vollständigen Gefäße stammen aus der Zeit des mittleren Neolithikums von 4800 – 4300 v. Chr.

Um 80 n. Chr. besetzen römische Legionen das Land zwischen Rhein und Main, gründen Kastelle zum Schutz der Grenze, und im Hinterland entstehen große Gutshöfe im Stil einer „villa rustica“, aus Stein erbaut,  mit Wohngebäuden, Stallungen und Scheunen und meist umgeben von einer Umfassungsmauer.

Als die Einfälle der Germanen ab 230 n.Chr. überhandnehmen, werden die Gutshöfe aufgegeben und verfallen. Flurnamen sowie Steine, Ziegelbruch, Scherben von römischem Geschirr und Münzen bewahren die Erinnerung an diese Zeit.

 

Um 500 n. Chr. haben die Frankenkönige im Westen des ehemaligen römischen Reiches die Vorherrschaft gewonnen. Ihre kulturelle Führungsposition wird auch im Bachgau schon zuvor spürbar.

Nach ihren Vorbildern orientiert sich die Trachtenmode und die Bewaffnung, und unter ihrer politischen Führung gliedert sich die Gesellschaft. Aber erst die neuzeitlichen Ortserweiterungen der aus den frühmittelalterlichen Gründungen entstandenen Dörfer führen zur Wiederentdeckung der über 1500 Jahre alten Ursprünge unserer heutigen Siedellandschaft.

Vor- und Frühgeschichte

Bachgau/Maße und Gewichte

Das alte deutsche Maß-, Münz- und Gewichtssystem war ein unüberschaubarer Wirrwarr. Gründe waren u. a. die Kleinstaaterei und Eigenbrötelei unzähliger, kleinster Grundherrschaften. Doch geht die Vielfalt der Maße in die Frühzeit zurück, als der Mensch „das Maß aller Dinge“ war: fingerlang, ellenlang, ein Fuß … Erst die Französische Revolution schuf mit der Einführung des metrischen Systems 1795 und 1797 die Grundlagen für unser heutiges Dezimalsystem. In der nachnapoleonischen Zeit richteten die deutschen Fürstentümer ihr Maßsystem nach dem französischen aus. Endgültig wurde das Dezimalsystem 1872 im Deutschen Reich eingeführt.

Handwerk

Seit dem späten Mittelalter regeln die Zünfte alle Belange des Handwerks. Sie kümmern sich nicht nur um Ausbildung, Preise, Löhne und Qualitätsstandards, sondern prägen auch stark das Brauchtum und gesellschaftlich-religiöse Leben ihrer Stadt.

Von entscheidender Bedeutung ist die Versorgung der Bevölkerung mit jenen Gütern, die diese für die Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit und zur Deckung ihres Grundbedarfs an Bekleidung, Haushaltswaren und Lebensmitteln benötigt.

Dementsprechend weit verbreitet sind neben dem Lebensmittelhandel Schneider und Schuster, Wagner, Büttner und Stellmacher, Schmiede und Schlosser, Zimmerleute und Maurer, Töpfer und Glaser.

Die bedeutendsten handwerklichen Exportprodukte sind Textilien und Bier.

Deshalb finden in diesen beiden Branchen auch am ehesten frühindustrielle Fertigungsweisen Eingang.

 

Die große Macht der Zünfte steht jedoch auch der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung im Handwerk, vor allem den Industrialisierungstendenzen, im Laufe der Zeit im Wege. Trotzdem dauert es in Bayern bis zum Jahre 1868, dass durch die Einführung der Gewerbefreiheit die Macht der Zünfte gebrochen wird. Seiler, Zimmermann, Schreiner, Schmied, Wagner und Tüncher sind in und um Großostheim wichtige Handwerksberufe, von denen jedoch im Verlauf der Industrialisierung (Seiler, Schmied) und des Einsatzes neuer Ressourcen (Wagner) viele wieder verschwinden.

Handwerk

Bierwesen

Brauereiwesen

Bereits seit dem hohen Mittelalter wird in Großostheim Bier gebraut. Um 1800 hat das Bier den Wein als Volksgetränk abgelöst.

In Unterfranken gibt es im 19. Jahrhundert mehr als 600 Brauereien, im Jahre 1807 vergibt die Regierung für Großostheim allein 12 Braukonzessionen.

Es handelt sich meistens um Kleinbetriebe, bei denen Brauerei und Gastwirtschaft Hand in Hand gehen und nur für den Eigenbedarf gebraut wird.    

Viele dieser Kleinbetriebe können auf Dauer wirtschaftlich nicht überleben, nur zwei Brauern gelingt in Großostheim der Übergang von der Hausbrauerei zur industriell betriebenen Exportbrauerei.

Die heute an der Aschaffenburger Straße gelegene Eder und Heylands Brauerei blickt zum Beispiel auf eine Tradition zurück, die bis ins 18. Jahrhundert reicht.

Die damalige Gaststätte und Brauerei Zum Goldenen Ochsen wurde 1872 von Friedrich Eder gekauft.

Kirche & Volksfrömmigkeit

Herausragende Ausstellungsstücke sind die beiden zu Beginn des 16. Jahrhunderts geschaffenen fränkischen Flügelaltare aus der Drippelskapelle, darunter das Großostheimer Krippchen. Der Schrein birgt ausdrucksstarke Figuren, die

die Geburt Christi darstellen. Solche Altarstiftungen waren Ausdruck der Volksfrömmigkeit und zugleich des Reichtums einzelner Bürger oder auch der Zünfte.

Bürgerliches Wohnen

Bürgerliches Wohnen

Das „Große Haus“ innerhalb des Nöthigshofes (die Familie Nöthig war die letzte Pächterfamilie des Hofguts) war Unterkunft für den Mainzer Dompropst und überragte alle übrigen Häuser und Stallungen.

Die tatsächlichen Wohnverhältnisse sind nicht bekannt, in der Regel befinden sich in den Stadthäusern des 16. und 17. Jahrhunderts aber Stallungen oder Lagerräume im Erdgeschoss, Wohnstuben und Küchen im 1. Stockwerk. Die Stube ist mit einem Ofen ausgestattet und liegt am Kamin, die Küche schließt sich daran an.

 

Das 19. Jahrhundert steht im Zeichen des Übergangs vom gemauerten Herd zum industriell gefertigten eisernen Sparherd. Dadurch entwickelt sich die Küche von einem reinen „Arbeitsraum“ hin zur „Wohnküche“, in der nun gekocht, gegessen und der Feierabend verbracht wird. Das ausgestellte Schlafzimmer eines wohlhabenden Bauernpaares ist, für die ausgeprägte Ornamentik liebende Zeit des Historismus, vergleichsweise zurückhaltend.

Militärische Erziehung & Spielzeug

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist entscheidend geprägt von den beiden Weltkriegen. Die geschichtlichen Ereignisse und Zusammenhänge sind in der Zwischenzeit gut und ausführlich dokumentiert, jedoch konzentriert sich das Interesse eher marginal auf die Kinder.

Diese Ausstellung geht u. a. auch der Frage nach, wie Kinder diese Zeit erlebt haben, wie Mädchen und Jungen durch unterschiedliche Erziehungsziele auch auf ihre spätere geschlechterspezifische Rolle in der Gesellschaft und der in ihr vorherrschenden Werte vorbereitet werden. Vor allem die Erziehung der Jungen zielt darauf ab, sie zu gehorsamen Untertanen und guten Soldaten zu machen. Ausgangspunkt dieses Themas innerhalb der Ausstellung ist daher auch das gesammelte Kriegsspielzeug. Es zeigt überaus deutlich, wie sich im Kinderspiel und Spielzeug die gesellschaftlichen Vorstellungen und Lebensumstände dieser Zeit widerspiegeln.

Gleiches gilt für ebenfalls präsentiertes rollenspezifisches Spielzeug für Jungen und Mädchen.

Abteilung Spielzeug

Glas & Keramik

Keramik

Die ausgestellten Beispiele und Fundstücke aus dem 13. bis 20. Jahrhundert belegen eindrucksvoll das handwerkliche Können der Töpfer und Glasbläser, die durch die ständige Verbindung von künstlerischem Ausdruck und technischer Entwicklung die Nachfrage nach ihren Produkten hochhielten.

Bis zum Siegeszug der industriell gefertigten Massenware standen in der Regel regional gefertigte Produkte aus Irdenware, Steingut, Steinzeug und Glas in Küchen und Speisekammern. In gut betuchten Familien fanden sich auch teure, prestigeträchtige Originale von überall her, um an Tisch und Tafel zu repräsentieren.

Bekleidungsindustrie

Die massiven strukturellen Veränderungen in der deutschen Bekleidungsindustrie in den letzten Jahrzehnten, Rezessionsphasen, Globalisierung, technologische Entwicklungen und Konkurrenz der sog. Billiglohnländer bekommen auch Aschaffenburger und Großostheimer Betriebe zu spüren, wo der Beruf des Schneiders von jeher eine bedeutende Rolle spielt.

„Schneidermeister aus Ostheim“ werden bereits 1489 nachweisbar benannt.

Im Zuge der Gewerbefreiheit in Bayern und des Einsatzes von Nähmaschinen ab etwa 1850 entwickelt sich eine lange florierende Konfektionsindustrie.

Um 1885 arbeiten z. B. 16 Schneidermeister samt ihren Gesellen, Lehrjungen und Näherinnen (oft Familienangehörige) in Heimarbeit hauptsächlich für Aschaffenburger Kleiderfabriken. Großostheim entwickelt sich nach Aschaffenburg zum wichtigsten „Schneiderdorf“ in der Region.

Erst seit den 1930er Jahren verlagert sich die Kleiderherstellung von den Heimschneidereien in die Kleiderfabriken. In den sogenannten „Betriebswerkstätten“ wird die Fertigung für die Bandproduktion in viele Einzelschritte zerlegt. Liegt zu Zeiten der Heimschneiderei in Aschaffenburg der Anteil der Männer bei etwa 90 Prozent, so werden nun in den Betriebswerkstätten vermehrt Frauen eingestellt, weil sie weniger Lohn bekommen als die Männer.

Bekleidungsindustrie

Sattler, Schuhmacher & Gesinde

Abteilung Sattler

Der Sattler fertigte Sattel, Kummet, Zaumzeug, Taschen sowie weitere Lederarbeiten oder reparierte sie.

Mit der Technisierung der Landwirtschaft verlor der Sattler einen Großteil seines früheren Arbeitsbereiches. Der Reitsport bietet dem Sattler, im Gegensatz zum Hufschmied, keine Arbeitsmöglichkeiten, da Spezialfirmen Sattel und Zaumzeug herstellen. Seine Tätigkeit verlagerte sich immer mehr zum Polsterer. Die von Firmen hergestellten Holzgestelle polsterte er nach den Vorstellungen der Kundschaft. Mehr und mehr wurde er schließlich zum Raumausstatter. Heute verlegt er hauptsächlich Böden oder ist für die Innenausstattung zuständig. Das Polstern führt er in der Regel nur noch als Reparatur aus.

Sonderausstellung

Landwirtschaft

Abteilung Landwirtschaft

Großostheim und der Bachgau galten aufgrund der hervorragenden Ackerböden einst als Kornkammern der Mainzer Fürstbischöfe.

Die zahlreichen ausgestellten Maschinen und Werkzeuge vermitteln einen hervorragenden Überblick über die verschiedensten landwirtschaftlichen Tätigkeiten vom Säen bis zum Ernten und Dreschen sowie das landwirtschaftliche Transportwesen im Bachgau und den Wandel von der bäuerlichen zur industrialisierten Agrarwirtschaft.

Ein besonderes Exponat der Abteilung Landwirtschaft ist die noch heute funkionstüchtige große Ölmühle. 

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass einer der Mahlsteine auf 1790 datiert ist, also wesentlich älter ist als die Ölmühle selbst.

Küfer

Abteilung Küfer

Weinbau & Schnapsbrennerei

Abteilung Wein

Schon im Mittelalter wird in Großostheim Wein angebaut. So weist eine Urkunde von 1270 auf einen „Vierjoch Weinsberg im Langtalsberg“ hin.

Die guten Großostheimer Böden mit ihren Buntsandstein-Verwitterungen und Lössauflagen sowie das milde Klima bieten beste Voraussetzungen und verleihen dem Wein seine besondere Note. Schon vor 1300 wird die „Risclinger“ genannt, die heutige Weinbergslage „Reischklinge“.

Jahrhunderte lang blühte der Weinbau, verschwand aber um 1795. Gründe waren u.a. die Überalterung der Weinstöcke, steigender Bierkonsum und die Ausweitung der Futter- und Getreideanbauflächen. Ende der 1820er Jahre spielte der Weinbau nochmals kurz eine Rolle, verschwand aber um 1850 erneut. 1911/12 begannen neue Anbauversuche, die erfolgreich verliefen. 1917, mitten im ersten Weltkrieg, konnten die ersten Trauben gelesen werden.

Bis heute sind in der Großostheimer Gemarkung 102 teilweise historische Weinlagen nachgewiesen.

Steinmetz

Leinen & Wäsche

Leinen & Wäsche

Einerseits ist Kleidung immer auch Ausdruck dessen, was man sich leisten kann, jedoch dient sie nicht nur der Selbstdarstellung. Im täglichen Gebrauch muss sie praktisch sein, der Witterung anpassbar sowie auch den zeitgenössischen Moralvorstellungen entsprechen. So kommen bei den im Museum ausgestellten Exponaten, bei Unterwäsche, Oberbekleidung und Accessoires, neben dem Zeitgeschmack immer auch die traditionellen Gepflogenheiten zum Vorschein.

Früher ist alles mühsam handgemacht und wird aus diesem Grund auch gepflegt, geflickt und „aufgetragen“, findet am Ende noch als Flicken oder Putzlappen Verwendung.

Daher ist es kaum verwunderlich, dass Kleidung aus früheren Jahrhunderten nur selten bis heute überlebt hat und daher Exponate meist erst aus den Jahren nach 1850 stammt.