An den östlichen Ausläufern des Odenwaldes, die in das Maintal übergehen, liegt der Markt Großostheim. Die Anfänge Großostheims gehen bis ins 6. bis 8. Jahrhundert zurück, als die Franken das Gebiet am Untermain in Besitz nahmen. Doch schon weit früher zog das fruchtbare Ackerland um Großostheim Siedler an. Dies bestätigen die zahlreichen vor- und frühgeschichtlichen Funde. Die erste urkundliche Erwähnung unseres Heimatortes datiert zurück auf das Jahr 799. Im Kloster Fulda fand man diese erste Urkunde, sodass 1999 das 1200-jährige Bestehen gefeiert werden konnte.
Großostheim gehörte im Verlauf seiner Geschichte zu verschiedenen Herrschaftsbereichen, ehe es 1278 – zusammen mit dem Bachgau – an das Kurfürstentum Mainz kam. Großostheim wurde nun Sitz eines Centgrafen sowie eines Vogtes, die die hohe Gerichtsbarkeit inne hatten und Steuern einzogen. Unser Heimatort erhielt Marktrecht.
Über 500 Jahre lang, bis zur Auflösung des Kurfürstentums im Jahre 1803, bestimmten die Mainzer Erzbischöfe die Geschicke des Ortes. Eine kulturelle und wirtschaftliche Hochblüte erlebte Großostheim im 15. Jahrhundert, die mit dem Bauernkrieg 1520 einen jähen Stillstand erfuhr. Eine Zeit der Not und des Elends brachte der Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648). Pest, Hunger und Mordbrand rafften 90 Prozent der Bevölkerung des Amtes Aschaffenburg dahin. Dazu kam noch der Hexenwahn, der in unserem Raum besonders schlimme Formen annahm. Aus der Mainzer Epoche sind in Großostheim zahlreiche Kunst- und Baudenkmäler erhalten geblieben. Zu nennen sind die Pfarrkirche „St. Peter und Paul” am historischen Marktplatz, die um 1250 erbaut wurde. Sie birgt eine Fülle erlesener Kunstwerke, darunter den Altar „Beweinung Christi“ von Tilman Riemenschneider.
Die kleinere Kreuzkapelle wurde 1513 errichtet. Auch dieses Gotteshaus wurde mit vielen sakralen Kunstwerken ausgestattet, darunter eine lebensgroße Kreuzigungsgruppe aus Sandstein von dem bekannten Bildhauer Hans Backoffen. Ein Kranz von sieben Kapellen, mit teils bedeutenden spätgotischen Altären, umgibt Großostheim. Zeichen der Wehrhaftigkeit und des Großostheimer Bürgerstolzes sind die Reste der Ortsbefestigung mit drei noch erhaltenen Wehrtürmen sowie zahlreiche Fachwerkhäuser. Eine Zierde des Marktplatzes ist das „Nöthigsgut”, ein ehemaliger dompropsteilicher Lehenshof, das heutige Kulturzentrum mit Museum, Musikschule und dem Gotischen Haus. Von 1803 bis 1810 gehörte Großostheim zum Fürstentum Aschaffenburg, von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt und kam im Jahre 1814 schließlich zum Königreich Bayern.
Ringheim
Ringheim ist mit seinen über 3000 Einwohnern der größte Ortsteil und gehört seit Beginn seiner Entstehungsgeschichte zur Marktgemeinde Großostheim. Eine rasante Entwicklung von Wohn- sowie Gewerbegebieten prägen das Ortsbild.
Bis 1936 war das heutige Ringheim ein geschlossenes Waldgebiet. Dann begann die Rodung aus kriegsstrategischen Gründen, um auf dem heutigen Wohn- und Gewerbegebiet einen als Schafweide getarnten Fliegerhorst anzulegen. Im Mai 1940 wurden von hier erste Angriffe gegen Frankreich geflogen. Mit der Verschiebung der Frontlinie verlor der Großostheimer Fliegerhorst an Bedeutung. In dem bis heute erhaltenen Bunker – der seit 2007 als Gedenk- und Begegnungsstätte genutzt wird – wurde jedoch in den folgenden Jahren an einem geheimen Waffenprogramm geforscht. 1944 schließlich starteten von hier Versorgungsflüge für eingeschlossene Einheiten. Im gleichen Jahr kam es zur Bombardierung des Fliegerhorstes durch alliierte Flugzeuge. Unmittelbar nach Kriegsende waren es vor allem Flüchtlinge und Heimatvertriebene, die in den leerstehenden Gebäuden des Fliegerhorstes ein neues Zuhause fanden. Ende 1949 wurden dann die ersten sieben Siedlungshäuser am heutigen Südring bezogen. In den Anfangsjahren gab es noch kostengünstiges Bauland und Bauwillige aus den umliegenden Ortschaften zog es damals in die Natur und Ruhe von Ringheim, das 1950 in Anlehnung an den, im Mittelalter untergegangenen, Bachgauort Ringenheim seinen heutigen Namen erhalten hat.
In den letzten Jahren ist in Ringheim neben neuem Wohngebiet auch Gewerbefläche erschlossen worden, um Unternehmen anzusiedeln und Arbeitsplätze wohnraumnah zu schaffen. Auch heute ist der Name Ringheim mit einem Flugplatz verbunden, denn im Osten der Ortsgemarkung befindet sich ein für die ganze Region bedeutender Verkehrslandeplatz. Dieser wird neben Hobbyfliegern vor allem von Geschäftsleuten und Vertretern der Industrie genutzt und stellt einen wesentlichen Standortvorteil für hiesige Industrieansiedlungen dar.
Vom Parkplatz Unterwald am Flugplatz startet der UNESCO-Kulturweg Bachgau 1, der als Rundwanderweg u.a. an der bayerisch/hessischen Grenze vorbeiführt. Am Grenzweg kann zudem das Arboretum, ein Baumlehrpfad mit über 40 verschiedenen Baumarten, begutachtet werden.
Die Mitte des größten Ortsteils bilden die Anne-Frank-Grundschule mit Sporthalle, die St. Piuskirche mit dem Haus Shalom sowie das MOSAIK Mehrgenerationenhaus Bachgau mit Krippe, Kindergarten und Hort. Das neue Quartierszentrum mit dem Café KOMMpakt, dem Bürgersaal, der Großküche für den Integrationsbetrieb sowie einer öffentlichen Toilettenanlage wurde im Jahr 2015 eröffnet. Der neu gestaltete Bürgerpark mit Spielplatz und -berg schafft eine Verbindung zwischen den Gebäuden. Quartierszentrum sowie Bürgerpark wurden im Rahmen des Städtebauprogramms „Soziale Stadt” geschaffen.
Die Kuratie St. Pius wurde 1994 eine selbstständige Pfarrei. Seit 2011 bildet sie mit Pflaumheim und Wenigumstadt die Pfarreiengemeinschaft Regenbogen im Bachgau.
Einmalig in der Großgemeinde ist der Minigolfplatz am Ostring. Unweit davon ist am Südring ein großes Sportgelände mit einem Rasen-, einem Kunstrasenplatz sowie Klein- und Boulespielfeldern entstanden. Zum ansässigen Sportverein zählt außerdem eine Bike-Abteilung mit eigenem Bike-Park. Im rückwärtigen Bereich liegt zwischen Sportplatz und Wasserwerk ein neuer Grillplatz. Von Ringheim aus, wird auch die Großgemeinde mit Wasser versorgt.
Pflaumheim
Pflaumheim, ist wie Wenigumstadt seit 1978 ein Ortsteil des Marktes Großostheim. Im Jahre 1994 feierte man das 1200-jährige Bestehen aufgrund von Erwähnungen in einer Urkundensammlung des Codex Eberhardi des Klosters Fulda. Das Jahr 1994 wurde gewählt, weil es im Codex Laureshamensis des Klosters Lorsch eine auf den 9. Oktober 794 datierte Urkunde gibt, in dem der mittelalterliche Pflaumgau genannt wird. Archäologische Funde bis in die jungsteinzeitlichen Kulturen der Bandkeramikerzeit vor rund 7.000 Jahren, bezeugen Spuren menschlichen Lebens aus dieser Epoche.
Der Ortsname Pflaumheim hat seinen Ursprung in dem althoch-deutschen pluoma, pluomo, was Graswuchs bedeutet und den alten Plumgau als reich an Wiesen und Weiden zeichnet. Pflaumheim unterstand den gleichen Obrigkeiten wie auch Großostheim und der Bachgau. Abweichend von Großostheim, gehörte Pflaumheim (und Wenigumstadt) von 1862 bis 1972 dem Bezirk, später Landkreis, Obernburg an. Das historische Rathaus aus dem Jahre 1548, dessen 450-jähriges Jubiläum im Jahre 1998 begangen wurde, ist das älteste noch erhaltene Rathaus in der Großgemeinde sowie im Landkreis.
Die heutige gemeindliche Einheit mit Großostheim war für Pflaumheim auf kirchlichem Gebiet schon einmal Realität: Pflaumheim war bis zur selbstständigen Pfarrei St. Luzia im Jahre 1923, eine Filiale der Großostheimer Pfarrei St. Peter und Paul. Ein kleines gotisches Kirchlein hatte Pflaumheim nachweislich schon vor 1440 im Bereich unter dem Glockenturm. In den Jahren 1773/74 wurde es dann im barocken Stil in Richtung Südosten erweitert und vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 nach Westen hin. Der Chorraum der Vorgängerkirche ist heute die Taufkapelle. Das ursprüngliche Bauerndorf mit den dazugehörigen Handwerkern, hatte schon im Mittelalter mit seinen Steinmetzen eine bedeutende Berufsgruppe. Ein halbes Dutzend Steinbrüche lieferte dazu ausreichend Material an rotem Sandstein. Über ein Dutzend Bildstöcke und Steindenkmäler innerhalb des Dorfes und in der Flur sind die steinernen Zeugen dieser Epoche. Abgelöst wurde dieser Berufszweig Anfang des 20. Jahrhunderts von den Heimschneidern. In der Blütezeit der Schneiderei gab es fast kein Haus, in dem nicht Nähmaschinen ratterten. Nach 1950 entstanden daraus eine Reihe von Kleiderfabriken, die jedoch in der Zeit der beginnenden Verlegung der Fabrikation in Billiglohnländer fast alle nach und nach ihren Betrieb einstellen mussten.
Wenigumstadt
Der Ortsteil Wenigumstadt wurde 1229 als villa Omestad minore erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf war jedoch sicherlich schon viel früher besiedelt, denn archäologische Funde in reicher Zahl belegen die Anwesenheit von Menschen aller Kulturepochen aus den vergangenen 7000 Jahren auf Wenigumstädter Boden. So konnte beispielsweise der älteste Bocksbeutel, datiert auf ca. 1.400 v. Chr., gefunden werden. Kirchlich war Wenigumstadt schon von jeher selbstständig. Bereits im 14. Jahrhundert ist der Ort mit einer Pfarrkirche urkundlich belegt. Die Pfarrei ist allerdings wesentlich älter – schon 1244 wird Radheim als Filialkirche von Wenigumstadt genannt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Dorf bis auf wenige Familien ausgestorben. Ab 1651 begann die Neubesiedlung durch wallonische Einwanderer. Viele Familiennamen zeugen heute noch von dieser Abstammung.
Kultureller Mittelpunkt Wenigumstadts bildet das historische Rathaus von 1584 mit seinem reichhaltigen fränkischen Zierfachwerk. Gemeinsam mit der danebenliegenden ersten Schule des Ortes, heute Heimat der mehrfach ausgezeichneten katholischen Bücherei, bildet es ein harmonisches Ensemble.
Die Vierzehnnothelferkapelle am Ortseingang wurde 1698 geweiht. Der bekannteste wallonische Einwandererpfarrer Johannes Balduini fand hier seine letzte Ruhestätte.
Weiteres Wahrzeichen Wenigumstadts ist die im neugotischen Stil 1901/02 erbaute Pfarrkirche St. Sebastian. Die bedeutendsten Kunstschätze der Kirche sind ein spätes Tafelbild der Vierzehnnothelfer und eine Madonna auf der Mondsichel aus der Zeit um 1490.
Weiter südlich, in Richtung der neueren Wohngebiete, ist die Astrid-Lindgren-Grundschule sowie der Kindergarten Rasselbande mit angeschlossenem Hort zu finden. Seit 2020 können sich die Kindergartenkinder dort auf einem Playmobil-Schiff austoben.